Die Würde des Menschen

 

"Nutz deine Augen und sieh mich an,

so wie ich bin-

nicht - wie du mich sehen möchtest.

 

Nutz deine Ohren und versteh,

was ich dir sagen will -

nicht - was du hören möchtest.

 

Nutz deine Hände und stütz mich,

wenn ich dich um Hilfe bitte -

nicht - wenn du sie für nötig hälst.

 

Nutz deinen Geist in Wachheit

und sprich mit mir -

nicht - über mich hinweg.

 

Schließ auf dein Herz in Liebe,

doch ersticke mich nicht -

mit Worten und Taten.

 

Lass mir mein Sein

und achte meine Grenzen

auch wenn ich schwach erschein

und deine Hilfe brauch."

 

- Dorothea Steuck -

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Gibt es ein Leben nach der Geburt?

Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch

seiner Mutter. "Sag mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach

der Geburt?" fragt der eine Zwilling

"Ja, auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden stark

für das, was draussen kommen wird,"

antwortet der andere Zwilling.

"Das ist doch Blödsinn", meint der erste

"Es kann kein Leben nach der Geburt geben, wie soll

das denn bitteschön aussehen?"

"So ganz genau weiß ich das auch nicht. Aber es wird sicher

viel heller sein als hier. Und vielleicht werden wir herum laufen

und mit dem Mund essen."

"So einen Unsinn habe ich ja noch nie gehört. Mit dem Mund essen?

Was für eine verrückte Idee. Es gibt doch die Nabelschnur,

die uns ernährt. Und wie willst du denn herumlaufen?

Dafür ist die Nabelschnur doch viel zu kurz."

"Doch,  es wird bestimmt gehen, es ist eben dann alles nur

ein bisschen anders."

"Du spinnst! Es ist noch nie einer zurück gekommen von

nach der Geburt. Mit der Geburt ist das Leben zu Ende, Punktum."

"Ich gebe ja zu, dass keiner richtig weiss, wie das Leben nach der 

Geburt aussehen wird. Aber ich weiss, dass wir dann unsere Mutter

sehen werden und dass sie für uns sorgen wird."

"Mutter??? Du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter! Wo ist sie denn?"

"Na, hier - überall um uns herum. Wir leben in ihr und durch sie.

Ohne sie könnten wir gar nicht sein!"

"Quatsch, von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt,

also kann es sie auch nicht geben."

"Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören.

Oder spüren, wenn sie unsere Welt streichelt."

 

Nach Henry Nouwen

 

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